Crowdfunding & Crowdinvesting – starke Gemeinschaft?
Crowdfunding und Crowdinvesting sind in aller Munde. Doch was bedeuten die Begriffe eigentlich genau? Und welche Risiken bzw. Chancen bieten diese „Schwarmfinanzierungen“? Wir schauen genauer hin.
Nicht allein in der Alltags- und Jugendsprache sind Anglizismen seit Jahrzehnten schwer in Mode. Insbesondere die Finanzwelt kommt ohne sprachliche Leihgaben aus dem britischen oder US-amerikanischen Raum nicht aus. Ein schönes Beispiel ist der Begriff „Crowdfunding“, der sich seit rund 20 Jahren auch in Deutschland etabliert hat. Das Wort „Schwarmfinanzierung“ bedeutet zwar dasselbe, klingt aber unter Marketing-Gesichtspunkten längst nicht so schick und smart wie – eben –„Crowdfunding“.
Müsste man deren hintergründige Bedeutung mit wenigen Worten skizzieren, könnten diese lauten: „Einer für alle, alle für einen“, „Gemeinsam sind wir stark“ oder „Eine starke Gemeinschaft“. Es liegt in der Natur der Sache, dass solche Slogans zwar tauglich sind für Werbespots über alle möglichen Kommunikationskanäle. Doch wer sich zum ersten Mal mit „Crowdfunding“ beschäftigt, wird durch die zugespitzten Formulierungen nicht unbedingt klüger. Deshalb der Reihe nach.
Was ist eigentlich Crowdfunding?
Die deutsche Entsprechung für „Crowdfunding“ lautet tatsächlich „Schwarmfinanzierung“. Allgemein geht es darum, Projekte oder auch Firmen – insbesondere sogenannte Start-ups – mit oder auch ohne Beteiligung von Banken zu finanzieren. Heißt also: Es tun sich (möglichst viele) Menschen zusammen, die ihr Geld zusammenlegen, um Projekte zu realisieren oder Firmenneugründungen mitzufinanzieren.
Als Gegenleistung wird in der Regel eine Verzinsung in Aussicht stellt, die – abhängig vom Risiko – teils deutlich höher ist als der Kapitalmarktzins. Vertraglich vereinbart wird die komplette Tilgung der Crowd-Finanzierung nach einer bestimmten Zeit. Sollte alles wie geplant laufen, können Investoren mit einer Rendite rechnen, die spürbar über jener von festverzinslichen Wertpapieren mit guter Bonität liegt. Projektentwickler und Jungunternehmer wiederum können ihre Vorhaben im Zweifel selbst ohne Plazet von Kreditinstituten verwirklichen.
„Crowdfunding“ gilt als Oberbegriff für diese Art der Projekt- oder Firmenfinanzierung. Das aber trifft die Sache nicht so ganz. Denn unterschieden werden vier Arten des Crowdfundings.
Welche Arten des Crowdfunding gibt es?
Bekannt sind allgemein die folgenden Crowdfunding-Varianten:
- Crowdinvesting: Die Investoren erhalten entweder eine Beteiligung an künftigen Gewinnen des zu finanzierenden Projekts oder aber anteilige Aktien bzw. Schuldinstrumente wie Wandelschuldverschreibungen.
- Crowdlending: Ein solches kreditbasiertes Crowdfunding ist schon ein wenig komplizierter. In der Regel vermittelt ein Dritter (eine Internet-Plattform, siehe unten) den Darlehensvertrag zwischen einem Kreditinstitut und einem Darlehensnehmer. Das Institut veräußert seinen Rückzahlungsanspruch aus dem Kreditvertrag an einzelne Anleger, im Idealfall an die „Crowd“, also viele unterschiedliche Investoren. In diesem zweiten Schritt wird erneut als Mittler eine Internet-Plattform zwischengeschaltet. Anlegern werden eine angemessene Verzinsung und die Rückzahlung der verliehenen Beträge in Aussicht gestellt.
- Spendenbasiertes Crowdfunding. Möglichst viele Menschen tun sich zusammen und spenden für ein konkretes Projekt Geld. Dafür gibt es keine oder nur eine geringe Gegenleistung.
- Crowdfunding mit Gegenleistung. Eine solche Gegenleistung ist eher symbolisch und so gut wie nie monetär. Beispiele: Die privaten Geldgeber werden im Abspann eines über Crowdfunding finanzierten Kinofilms genannt. Oder: Jedes Mitglied des Schwarms erhält persönliche Gegenstände des Künstlers, dessen Werk finanziert wurde.
Wichtig: Die beiden zuletzt genannten Spielarten des Crowdfundings sind in der Regel keine Geldanlage. Die staatliche Aufsichtsbehörde BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) richtet ihr Augenmerk deshalb auf die beiden Schwarm-Varianten Crowdinvesting sowie Crowdlending.
Übrigens: In Deutschland ist Crowdfunding nach wie vor eher ein Exot unter den Finanzierungsarten und Anlageformen. Prognosen zufolge dürfte das Transaktionsvolumen im laufenden Jahr 2024 rund 55 Millionen Euro betragen, im Jahr 2028 knapp 61 Millionen Euro, so die Schätzungen von Marktbeobachtern.
Bekannte Crowd-Plattformen.
Hier nun eine Übersicht über bekannte Crowdfunding- bzw. Crowdinvesting-Plattformen. Wichtig: Die beiden Auflistungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und die Reihenfolge impliziert keine Wertungen von Qualität, Service und Kosten.
Crowdfunding-Plattformen.
- Start next. Die Plattform ist spezialisiert auf die Finanzierung sozialer Startups sowie kreativer und nachhaltiger Projekte.
- Better place. Diese Plattform zielt auf die Unterstützung etablierter Organisationen und ist gemeinnützig.
- Kickstarter. Die US-Amerikaner legen den Fokus auf kreative Projekte – überwiegend aus der Technologie-, Film-, Design- und Musikbranche. Seit dem Start von Kickstarter im Jahr 2009 wurden bereits Projekte mit mehreren Milliarden Euro unterstützt.
- Patreon. Die Plattform ermöglicht Künstlern und Künstlerinnen, ein festes Einkommen zu generieren. Gegen einen festen Beitrag an den jeweiligen Lieblingskünstler gibt es exklusiven Zugang zu Musik, Kunstwerken oder Schriftstücken.
Crowdinvesting-Plattformen.
- Companisto. Eine Investment-Plattform für Startups und Wachstumsunternehmen.
- Seedmatch. Ebenfalls eine Crowd-Plattform für Startups mit den regionalen Schwerpunkten Deutschland und Österreich.
- Econeers. Die Crowdinvesting-Plattform konzentriert sich auf Projekte und Startups in den Bereichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
- Bettervest. Im Fokus stehen hier Crowdinvestings im Bereich „Erneuerbare Energien“.
- Exporo. Plattform zur Vermarktung von Immobilienprojekten – insbesondere in Deutschland und Österreich.
- Invesdor. Europäische Plattform mit Schwerpunkt Aktien-Crowdfunding.
- Bergfürst. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben ein führender Crowdinvesting-Anbieter im Bereich Immobilien.
- Zinsbaustein. Die Plattform ermöglicht die Finanzierung von Immobilien-Projekten.
Crowdfunding – Chancen & Risiken.
„No risk, no fun“, weiß der Engländer. Gleichwohl sollte sich bei jeder Geldanlage, zumal durch die Generation 50+, das Risiko in Grenzen halten. Rund zehn Jahre vor dem Ruhestand spielt der Spaßfaktor beim Sparen und Investieren vernünftigerweise eine untergeordnete Rolle.
Es sei denn, als Bitcoin-Millionär hat jemand so viel Langeweile, dass er für rund 6,2 Millionen US-Dollar eine beinahe verfaulte und an die Wand geklebte Banane ersteigern muss. Was selbstverständlich Kunst ist.
Aber das nur am Rande. Deshalb zurück zur Schwarmfinanzierung, dem Crowdfunding. Nehmen wir diesen als Oberbegriff für das, was viele Anleger am meisten interessiert: das „Crowdlending“ und das „Crowdinvesting“.
Das Prinzip „Gemeinsam sind wir stark“ kann allen Beteiligten durchaus Vorteile bieten. Wer Geld benötigt, kann mithilfe der Crowd zum Beispiel Finanzierungslücken schließen und sein Projekt in den Markt bringen, um es dort zu testen. Die Mitglieder des Schwarms wiederum können erfolgversprechende Ideen und Projekte unterstützen. Mag sein, dass auch das eine oder andere Vorhaben dabei ist, an dem private Anleger bislang nicht teilhaben konnten.
Grundsätzlich jedoch sollten private Investoren – zumal ab Mitte 50 und darauf bedacht, die notwendigen und wichtigen finanziellen Weichen zu stellen für den künftigen Ruhestand – die Risiken, die insbesondere mit dem Crowdinvesting einhergehen, nicht außer Acht lassen.
Die Risiken beim Crowdinvesting.
Bei jeder Geldanlage sollten Chancen und Risiken in einem für den Investor akzeptablen Verhältnis zueinander stehen. Wobei die Chance-Risiko-Relation letztlich keine absolute Größe ist, sondern sich individuell – also abhängig vom Anleger – ergibt. Sind dem einen die Aktien von globalen Unternehmen, die überdies eine stattliche Dividendenrendite bieten, noch zu riskant, so findet der andere etwa Exotenbörsen geradezu ideal im Hinblick auf seine eigene Risikobereitschaft.
Und ein dritter betrachtet Optionen und Futures als Anlageformen, die zu ihm wie Deckel auf Topf passen. Anhand der folgenden Übersicht mag ein privater Anleger entscheiden, inwieweit die Risiken beim Crowdfunding respektive Crowdinvesting für ihn akzeptabel sind oder nicht.
Plattform vs. Projekt/Projektinitiator. Zu den Risiken gehört, dass der Anleger in ein Projekt und nicht in die Plattform investiert. Letztere tritt lediglich als Vermittler auf. Ein Investor muss demnach vom Projekt und dessen Initiator überzeugt sein und sollte sich nicht durch Aussagen des Plattformbetreibers (Werbung, professionelle Darstellung/Design des Projekts usw.) in die Irre leiten lassen.
Kritisch überprüfen sollten Investoren auch Bewertungen des Plattformbetreibers für die von ihm vermittelten Projekte. Hier besteht bekanntlich ein Eigeninteresse des Plattformbetreibers, der an der Verwirklichung eines Projekts Geld verdient.
Totalverlust nicht ausgeschlossen. Falls ein Projekt stockt oder gar scheitert, verlieren alle Anleger im schlimmsten Fall ihren kompletten Einsatz.
Kein Mitspracherecht. Anleger stellen einem Unternehmen zwar Geld zur Verfügung, bekommen im Gegenzug allerdings oft keine gesetzlich vergleichbaren Informations- und/oder Kontrollrechte. Anders als ein Gesellschafter einer Firma haben Investoren auch keine Stimm-, Mitsprache- und Weisungsrechte.
Laufzeit. Die Laufzeit des Investments hängt vom Projekt ab und beträgt in der Regel mehrere Jahre. Oft kann der Anleger in dieser Zeit nicht oder nur mit finanziellen Einbußen aus dem Projekt aussteigen. Dies ist besonders gefährlich, sobald der Projektinitiator (= Kapitalnehmer) in eine Krise hineinrutscht oder sich bereits darin befindet.
Finanzanlagenvermittler. Die meisten Plattformen benötigen keine Erlaubnis der staatlichen Aufsichtsbehörde BaFin für ihre Tätigkeit, da sie als sogenannter Finanzanlagenvermittler (im Sinne der Gewerbeordnung) agieren. Entsprechende Investment-Angebote sind somit dem „Grauen Kapitalmarkt“ zuzuordnen.
Die Zugehörigkeit zu diesem Grauen Kapitalmarkt sagt zwar nichts über die Größe des Risikos eines Investments und auch nichts über die Seriosität eines Projektinitiators aus. Laut BaFin erleichtert aber jener Graue Kapitalmarkt auch dubiosen Anbietern, ihre Produkte zu vertreiben oder eingezahlte Gelder zu veruntreuen. Überdies unterliegen Anbieter nicht den gesetzlichen Sicherungseinrichtungen, die etwa bei Tagesgeld- und Festgeldkonten greifen.
Kosten & Gebühren. Geldanlage via Crowdinvesting kostet Geld. Je nach Projekt können beispielsweise Gebühren, Provisionen, spezielle Ausgabeaufschläge sowie Aufwendungen für den Vertrieb und die Konzeption zu den Kostenfaktoren zählen. Dies alles schmälert die Rendite des Anlegers.
Marktkenner und Verbraucherschützer warnen einstimmig vor Angeboten auf Crowd-Plattformen, bei denen nach Kosten kaum noch ein Gewinn übrigbleibt. Das gilt insbesondere für den Fall, dass ein Projekt nicht realisiert wird, weil sich über die Plattform zu wenige Investoren gefunden haben. Dann wird zwar das Investment rückabgewickelt, doch nicht selten behalten Plattformen einen Betrag ein, um ihre Kosten zu decken. Heißt: Jeder Anleger bekommt weniger Geld zurück als er in den gemeinsamen Topf hineingegeben hat.
Kosten des Crowdfundings – damit müssen Anleger rechnen.
Jeder auch nur Zehntel Prozentpunkt Kosten schmälert den Gewinn. Mit Folgendem müssen Anleger rechnen:
- Gebühren für die Registrierung und Nutzung einer Plattform.
- Gegebenenfalls Ausgabeaufschlag (= Agio) für das Investment.
- Provisionen und/Honorare für weitere Beteiligte – etwa den Vertrieb oder die Konzeption des Investments.
Crowdfunding – sechs schnelle Tipps.
In Crowdfunding-Projekte zu investieren, halten Marktbeobachter für komplizierter und insbesondere auch riskanter als viele andere Anlageformen. Wer Crowdfunding als mögliche Investment-Variante allerdings nicht ausschließt, sollte Folgendes beachten:
Scheitert das Projekt, droht der Totalverlust des Kapitaleinsatzes. Nur Anleger mit vergleichsweise hoher Risikobereitschaft sollten die Beteiligung an einem Crowdfunding-Projekt in Erwägung ziehen.
Der Verlust des Kapitaleinsatzes sollte für den Anleger wirtschaftlich zu verkraften sein. Das gilt auch und selbst für den Fall, dass der Einstieg in ein Projekt nur mit einem vergleichsweise geringen Betrag möglich ist.
Projekt verstehen. Warren Buffett, dem legendären Investor sowie Gründer und Chef der Beteiligungsholding Berkshire Hathaway, wird zugeschrieben, er investiere nur in Unternehmen bzw. Geschäftsmodelle, die er verstehe. Die Rede ist wohlgemerkt von Aktien und dem Aktienmarkt. Erst recht sollten Anleger aber bei ihren Engagements am Grauen Kapitalmarkt die von ihnen favorisierten Geschäftsmodelle durchschauen.
Einer kritischen Prüfung sollte in jedem Fall der Businessplan unterzogen werden. Überdies sind Informationen über Crowd-Plattform, Projektinitiator und Projekt auf den jeweiligen Internetpräsenzen zu finden. Insbesondere Risikoinformationen und vertragliche Details sollten einfach auffindbar und auf Anhieb zu verstehen sein. Falls es daran mangelt, ist Vorsicht geboten.
Prospekt. Mithilfe der sogenannten Prospektdatenbank der BaFin lässt sich herausfinden, ob ein Anbieter bzw. Projektinitiator einen Prospekt bei der staatlichen Aufsichtsbehörde hinterlegt hat. Diesem Prospekt kann der Investor weitere Informationen und Hinweise entnehmen.
Informationsblatt. Oft unterliegen Projektanbieter bzw. Projektinitiatoren keiner Prospektpflicht. Dennoch müssen sie zumindest ein sogenanntes Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB) erstellen. Ein Anleger sollte vor Zeichnung eines Investments das VIB sorgfältig lesen.
Besser Finger weg, falls sich trotz intensiver Nachfragen sowie sorgfältiger Recherchen und Nachforschungen keine zufriedenstellenden Informationen ermitteln lassen. Zierfische und Bonsais gehören zu den eher ungewöhnlichen alternativen Geldanlagen. Sofern sie fachgerecht gepflegt und gezüchtet werden, können sie aber hohe Renditen abwerfen. Allerdings erfordern sie nicht nur finanzielle Investitionen, sondern auch Zeit und Engagement.
Bei Zierfischen sind vor allem seltene Arten gefragt, die aufgrund ihrer Farbenpracht und ihres Seltenheitswertes hohe Preise erzielen. Besonders begehrt sind Koi-Karpfen, deren Wert bei außergewöhnlich schönen Exemplaren in die Zehntausende gehen kann. Wichtig ist hierbei vor allem die Qualität der Zucht, die Herkunft und die einwandfreie Gesundheit der Fische. Investoren sollten sich deshalb intensiv mit der Pflege und Zucht beschäftigen, um den Wert ihrer Fische langfristig zu erhalten.
Auch Bonsais können sich zu wertvollen Sammlerstücken entwickeln. Die Kunst, einen Bonsai über Jahrzehnte hinweg zu formen und zu pflegen, erfordert Geduld und Fachwissen. Alte und besonders seltene Bonsais erzielen auf dem Markt hohe Preise, wobei die Art des Baumes, seine Pflege und das Alter wichtige Faktoren sind. Ein Bonsai kann, wenn er gut gepflegt wird, über Generationen hinweg weitergegeben und dabei immer wertvoller werden.