Die wichtigsten Versicherungen für die Generation 50+.
Autor: Heinz-Josef Simons
Mit zunehmendem Alter verändern sich nicht nur unsere Ansprüche an das Leben, sondern auch an unseren Versicherungsschutz. Wer die 50 überschritten hat, merkt schnell, dass manche Policen überflüssig werden, während andere wichtiger sind denn je. Ob es um den geliebten Vierbeiner, das teure E-Bike oder die richtige Altersvorsorge geht – die Frage lautet immer: Was ist wirklich nötig?
Ein Versicherungsfall ist schnell passiert.
Er – nennen wir ihn Markus Hartmann – ist promovierter Chemiker und arbeitet bei einem Pharma-Unternehmen. Er geht auf die 60 zu und hat gemerkt, dass er mehr für sich und sein körperliches Wohlbefinden tun muss. Weshalb neuerdings ein Vierbeiner zur Familie gehört. Das neue Familienmitglied ist eine Hündin aus dem Tierheim, die auf den Namen „Sheila“ hört. Ein Mischling aus Tibet-Terrier und Münsterländer.
Sheila ist ein Familienhund, der Kinder sehr mag. Manchmal ist sie arg ungestüm und sich ihrer Kraft nicht bewusst. Wie neulich, als sie mit den Nachbarskindern Tom und Anna herumtollte. Im Eifer des Gefechts rannte Sheila gegen Toms Fahrrad, das kippte um und prallte gegen das Auto des Nachbarn. Eine Delle und etliche Lackkratzer waren das Ergebnis. Das zu reparieren sollte um die 700 Euro kosten.
Zum Glück hatte Markus Hartmann rechtzeitig eine Hundehalter-Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Diese zahlt bei Schäden, die nachweislich durch den geliebten Vierbeiner verursacht werden.
Fast 500 Millionen Versicherungsverträge.
Hartmanns Hundehalter-Police ist einer von zahllosen Versicherungsverträgen in Deutschland. Nach Angaben des „Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft“ (GDV) hatten die Assekuranzen im Jahr 2023 etwa 475 Millionen Policen im Bestand. Umgerechnet hat demnach jeder bei uns in Deutschland, ob Kleinkind oder Greis, statistisch gesehen mehr als sechs Versicherungsverträge abgeschlossen. Alles in allem kostete das im Jahr 2023 rund 225 Milliarden Euro Versicherungsbeiträge, umgerechnet knapp 2.700 Euro pro Kopf.
Versichern kann man sich in Deutschland quasi für alles. Bleibt die Frage, ob jede einzelne Police tatsächlich nötig ist. Zu Recht unterscheiden Verbraucherschützer bei ihren regelmäßigen Versicherungschecks zwischen muss, kann und überflüssig.
Diese zugespitzten Bewertungen betreffen in der Regel die Breite der Bevölkerung. Mit zunehmendem Alter wird so mancher Versicherungsschutz unnötig, der zuvor noch in die „Kann-Kategorie“ fiel. Was nur allzu verständlich ist, da Lebensentwürfe und Lebensplanungen der Generation 50+ sich von denjenigen von Berufseinsteigern oder karrierebewussten 40-Jährigen unterscheiden.
Somit ist die Bestückung des Police-Portfolios so individuell wie der Mensch selbst. Genau deshalb sind die gleich folgenden Empfehlungen im Hinblick auf den passenden Versicherungsschutz für die Generation 50+ eher standardisiert. Individuelle Ergänzungen sind möglich, oft sogar ratsam. Nicht jeder hat einen lebhaften Vierbeiner, um beim Gassigehen dem Körper etwas Gutes zu tun. Aber sobald der beste Freund des Menschen zur Familie gehört, sollte eine Hundehalter-Haftpflichtversicherung sein. Und auch nicht jeder hat ein teures E-Bike. Doch wer ein solches Fahrrad besitzt, sollte es tunlichst gegen umtriebige Langfinger versichern.
Must-Have-Policen für die Generation 50+.
Mit Mitte 50 beginnt allmählich die Planung des letzten Lebensdrittels. Vorkehrungen für den Herbst und auch den darauffolgenden Winter unseres Daseins sind sinnvoll. Spätestens in diesem Alter sind etwa die gesetzliche und private Altersversorgung kalkulierbar. Aufgabe ist aber auch, vorhandene Vermögenswerte abzusichern sowie gegebenenfalls deren Übergang auf die nächste Generation via Schenkung oder Erbschaft vorzubereiten. Nun ist auch die richtige Zeit, das Policen-Portfolio zu überprüfen. Dabei gehören folgende Versicherungen in der Regel zu den Must-haves:
Private Haftpflichtversicherung.
Da gibt es selbst für die ansonsten versicherungskritischen Verbraucherschützer kein Vertun: Die Privathaftpflicht ist ein Muss. Denn sie zahlt für Sach-, Vermögens- und Personenschäden, die der Versicherungsnehmer anderen zufügt. Eine solche Police sollte jeder haben – unabhängig von Alter, beruflichem Status oder Einkommen. Einige zusätzliche Details für den bevorstehenden Abschluss einer neuen Haftpflicht-Police oder die Anpassung einer bereits vorhandenen:
- Forderungsausfalldeckung: Diese sollte enthalten sein. Dann zahlt die eigene Versicherung, falls ein Dritter dem Versicherungsnehmer einen Schaden zufügt, diesen aber nicht zahlen kann.
- Zusätzliche Risiken: Einiges ist durch die Privathaftpflicht nicht gedeckt. So benötigen Hundehalter (siehe oben) eine Hundehalter-Haftpflicht, Vermieter eine Haus- und Grundbesitzer-Haftpflichtversicherung.
- Ehrenamt: Vorsicht, Schäden im Rahmen ehrenamtlicher Tätigkeiten sind bei einigen Haftpflicht-Tarifen nicht abgedeckt. Gerade die Generation 50+ engagiert sich zum Gotteslohn. Ausweg: Einen Versicherungstarif wählen, der auch im Ehrenamt verursachte Schäden abdeckt. Falls dies nicht möglich ist, sollte der Verein oder Träger, bei dem die ehrenamtliche Tätigkeit stattfindet, seine Ehrenamtler absichern.
- Tarifwechsel: Sind die Kinder aus dem Haus, ist der ansonsten typische Familien-Tarif bei der Privathaftpflicht nicht mehr nötig. Sinnvoll ist der Wechsel in einen Partner-Tarif, weil dieser weniger kostet. Alleinstehende entscheiden sich für einen Single-Tarif, der noch preiswerter ist als der Partner-Tarif.
Gesundheit.
Gesundheit gilt als das höchste Gut des Menschen und ist nicht in Gold oder Geld aufzuwiegen. Und für die folgende Erkenntnis bedarf es weder aufwendiger Studien noch über Monate erarbeiteter Statistiken: Mit zunehmendem Alter des Menschen wächst die Zahl seiner Arztbesuche.
Gesundheitsvorsorge und die Versorgung bei Krankheit sind teuer. Das Statistische Bundesamt berechnete für das Jahr 2022 Ausgaben von 498 Milliarden Euro im deutschen Gesundheitssektor. Dies entspricht knapp 6.000 Euro pro Kopf der Bevölkerung und 12,8 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt.
Finanziert wird das Ganze durch die gesetzliche und die private Krankenversicherung sowie staatliche Transferleistungen. Selbstständige und Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen können von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in eine private Krankenkasse (PKV) wechseln. Ob dies im Einzelfall sinnvoll ist, muss jeder für sich entscheiden. Die Vergangenheit zeigt, dass die Beiträge zur PKV prozentual stärker gestiegen sind als die GKV-Beiträge.
Insbesondere die Generation 50+ sollte deshalb rechtzeitig prüfen, ob PKV-Beiträge in vierstelliger Höhe im Rentenalter noch tragbar sind. In punkto Gesundheit und Krankenversicherung gibt es weitere bedenkenswerte Vorkehrungen:
- Behandlung im Krankenhaus. Beim Krankenhausaufenthalt bezahlt die GKV in der Regel das medizinisch Erforderliche, aber nicht alles. Wer mehr möchte, kann eine private Krankenhaus-Zusatzversicherung abschließen. Bezahlt werden dann zum Bespiel Behandlungen durch spezialisierte Ärzte, Ein- bzw. Zweibett-Zimmer sowie ein sogenanntes Krankenhaus-Tagegeld.
- Pflege. Die gesetzliche Pflegeversicherung kann mit ihren Leistungen nur eine Basisversorgung abdecken. Die dauerhafte Versorgung in einer Pflegeeinrichtung kostet mittlerweile deutlich mehr als 3.000 Euro im Monat.
Die Differenz zwischen Kosten und Leistungen der Pflegeversicherung müssen pflegebedürftige Menschen selbst übernehmen. Falls deren Einkommen und Vermögen nicht ausreichen, sind die nächsten Angehörigen in der Pflicht. Erwägenswert ist deshalb der Abschluss einer privaten Pflegekosten- oder Pflegerentenversicherung.
Wermutstropfen: je später eine private Pflege-Police abgeschlossen wird, desto höher der Beitrag. Denn mit zunehmendem Alter steigt für die Versicherer naturgemäß das Leistungsrisiko. Wer den Pflegezusatzschutz früher abschließt, beispielsweise schon mit 40 Jahren, zahlt monatlich weniger.
Altersversorgung – Staat, Firma, privat.
„Die Rente ist sicher!“. Die Älteren unter uns erinnern sich noch an jenen Satz des früheren Arbeitsministers Norbert Blüm. Tatsache ist, dass die Höhe der Rente bei vielen Menschen in Deutschland nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Was der Politik durchaus geläufig ist. Deshalb kann das gesetzliche Alterseinkommen durch geförderte Altersvorsorgeprodukte ergänzt werden. Dazu zählen: Riester-Rente, Basis-Rente (besser bekannt unter der Bezeichnung „Rürup-Rente“) sowie die Betriebliche Altersversorgung (BAV).
Überdies nehmen viele Menschen zwischen Flensburg und Füssen das Heft selbst in die Hand. Typische (staatlich nicht geförderte) Altersvorsorge-Produkte sind die beiden Klassiker Kapital-Lebensversicherung und private Rentenversicherung. Spätestens mit Mitte 50 ist es höchste Zeit, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.
Heißt: Was tun mit dem Geld, das die Lebensversicherung respektive die private Rentenversicherung später überweist?
Kapital-Lebensversicherung.
Bei Ende des Versicherungsvertrags einer Kapital-Lebensversicherung werden die vereinbarte Versicherungssumme und die während der Laufzeit gutgeschriebenen Überschüsse in einem Einmalbetrag überwiesen. Manch einer erfüllt sich mit einem Teil des Geldes lang gehegte Wünsche: die teure Kreuzfahrt, in 90 Tagen um die Welt oder die Edel-Karosse aus Zuffenhausen. Den Rest des ausgezahlten Versicherungsgeldes respektive die ganze Summe, falls jemand wunschlos glücklich ist, sollte im Hinblick auf den Ruhestand sicher und mit guter Verzinsung angelegt werden. Viele im Herbst des Lebens scheuen Experimente bei der Geldanlage und konzentrieren sich deshalb auf Anlageformen wie Tagesgeld und Festgeld.
Private Rentenversicherung.
Bei dieser Variante der eigenen Altersversorgung kann der Versicherte eine sogenannte Rentengarantiezeit von in der Regel 5, 10 oder 15 Jahren vereinbaren. Dies bedeutet: Bei frühzeitigem Versterben des Privat-Rentiers erhalten die Hinterbliebenen während jener Rentengarantiezeit die Zahlungen. Wichtig: Durch die Vereinbarung einer Rentengarantiezeit verringert sich der Rentenbetrag des Versicherten – je länger die Garantie, desto niedriger die monatliche Rente. Was aus Sicht der Versicherungsgesellschaft verständlich ist, die wegen der Rentengarantie das Risiko einer längeren Rentenzahlung hat.
Wohnen.
Egal, ob schuldenfrei oder noch mit einer Hypothek belastet: Wird das Eigenheim (weitgehend) zerstört, etwa durch Brand, Sturm oder Überflutung, liegt der Gesamtschaden oft bei mehr als einer halben Million Euro. Dieser Betrag umfasst den Wert des Gebäudes selbst und auch den des Hausrats. Denn erfahrungsgemäß hat sich an Möbeln und sonstigen Einrichtungsgegenständen mit der Zeit einiges angesammelt, dessen Wiederbeschaffung alles in allem einen sechsstelligen Betrag verschlingen dürfte.
Solche immobilen Vermögenswerte werden geschützt durch
- Wohngebäude-Versicherung (inklusive Elementarschutz)
- Hausratversicherung
In beiden Fällen sollte die Versicherungssumme ausreichend hoch sein, um eine Unterversicherung zu vermeiden. Denn bei einer Unterversicherung würde nur ein Teil des Gesamtschadens durch den Versicherer übernommen. Bei der Wohngebäudeversicherung ist Basis für die Bestimmung der angemessenen Versicherungssumme (Neuwert des Hauses nach einem Schaden) der gleitende Neuwertfaktor (Wert 1914). Bei der Hausratsversicherung gilt in der Regel die Faustformel:
1.000 Euro x Wohnfläche in qm.
Beispiel: Hat die Wohnung eine Fläche von 80 m², sollte die angemessene Versicherungssumme 80.000 Euro betragen. Achtung: Ist Wohnung oder Haus komplett mit antiken Möbelstücken versehen, hilft diese Faustformel nur wenig, um eine Unterversicherung zu vermeiden. Hier ist eine individuelle Wertschätzung durch einen versierten Gutachter empfehlenswert, um eine angemessene Höhe der Versicherungssumme zu bestimmen.
Mit dem richtigen Schutz sorgenfrei alt werden.
Am Ende des Tages zählt vor allem, dass Ihr Versicherungsschutz zu Ihrem Leben passt. Mit 50+ haben sich Prioritäten oft verändert, und das Policen-Portfolio sollte diesen neuen Bedürfnissen Rechnung tragen. Indem Sie überflüssige Versicherungen aussortieren und notwendige Absicherungen ergänzen, schaffen Sie die Grundlage für ein entspanntes und sorgenfreies Leben. Es lohnt sich, regelmäßig zu prüfen, welche Policen wirklich sinnvoll sind – denn gut abgesichert lässt sich der Ruhestand in vollen Zügen genießen.