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  • 14.02.2025
  • 7 Minuten

Stabile Renditen im Ruhestand: Wie Sie Ihr Portfolio ausbalancieren.

Autor: Heinz-Josef Simons

Ein finanziell sorgenfreier Ruhestand erfordert eine durchdachte Strategie – und die richtige Mischung macht den Unterschied. Wer sein Vermögen klug diversifiziert, kann Renditechancen nutzen und Risiken zugleich begrenzen. Besonders für die Generation 50+ ist es wichtig, das Portfolio rechtzeitig auszubalancieren und an die veränderten finanziellen Bedürfnisse anzupassen. Welche Anlageformen sich dafür eignen und wie Sie Ihr Kapital sinnvoll strukturieren, erfahren Sie hier.

Was die Generation 50+ bei der Planung ihres weiteren Lebens meist sehr beschäftigt: die Geldanlage für und im Ruhestand. Und eines vorwegzunehmen – im Hinblick auf ein akzeptables Chance-Risiko-Verhältnis der Geldanlage kommt es hier noch mehr als in anderen Lebensphasen auf die Mischung an. Etwas fachmännischer ausgedrückt und in die Form einer Frage gekleidet: Wie lässt sich das eigene Portfolio so austarieren, dass das wichtigste Ziel erreicht wird – die Aufstockung der eigenen Rente durch Kapitalerträge wie Kurssteigerungen, Zinsen, Dividenden und/oder Fondsausschüttungen? 

An dieser Stelle sei davor gewarnt, den zweiten oder gar dritten Schritt vor dem ersten zu machen. Denn Basis für jedwede Anlagestrategie ist die Anamnese – der Überblick über die aktuelle Finanzlage.

Alles beginnt mit dem Kassensturz.

Nur, wer weiß, wo er steht, kann planen, wo er hinwill – und vor allem, wie er dahin kommt. Das A und O der klugen finanziellen Ruhestandsplanung ist somit ein Kassensturz einige Jahre vor dem Abschied aus dem Erwerbsleben.

Soll und Haben und Wollen gegenüberzustellen ist beileibe keine Raketenwissenschaft. Viele kennen das bereits und haben es schon getan – etwa vor langen Jahren beim Bau des Eigenheims oder Kauf der schicken Wohnung und deren Finanzierung. Seinerzeit ging es bei jenem Kassensturz um die Frage, ob man sich eigene vier Wände überhaupt leisten kann.

Auch die Generation 50+ listet bei ihrem Kassensturz die regelmäßigen Einkünfte (aus welchen Quellen auch immer) und die Ausgaben auf, stellt diese gegenüber und saldiert sie. Unter dem Strich steht dann ein frei verfügbarer Betrag für den Konsum, die Geldanlage im Hinblick auf den Ruhestand oder – gut austariert – eben für beides.

Kassensturz Nr. 2 – tatsächlich gibt es einen weiteren – gleicht Soll und Haben bei den Vermögenswerten ab. Bei Tages- und Festgeldkonten ist das irrelevant, weil es hier kein „Soll“ gibt. Bedeutsam ist der Abgleich bei Immobilien, indem der geschätzte Verkehrswert mit den aktuellen Darlehensverpflichtungen sowie den zu erwartenden künftigen Ausgaben bzw. bei Mietimmobilien auch Einnahmen saldiert wird. Unter dem Strich ergibt sich ein Vermögenswert, der schon heute, erst recht im späteren Ruhestand, die finanzielle Basis für ein im Idealfall weitgehend sorgenfreies Leben bildet.

Vermögensstruktur im und vor dem Ruhestand.

Auch wenn die Überschrift dies suggerieren mag: Letztlich gibt es keinen gravierenden Unterschied zwischen der Vermögensstruktur im und vor dem Ruhestand. So ist ein wichtiger Aspekt die Diversifizierung des vorhandenen und neu investierten Kapitals über unterschiedliche Anlageklassen. Denn durch die (breite) Streuung des Vermögens werden Verlustrisiken gedämpft, weil die Wertentwicklung unterschiedlicher Anlageklassen praktisch so gut wie nie synchron verläuft. Beispiel: Sobald Investoren für die Aktienmärkte Gefahren wittern, schichten sie Teile des dort investierten Kapitals nicht selten um in Festzinspapiere. Wenn daraus an den Rentenmärkten Gewinne resultieren, kann das zumindest teilweise die Verluste an den Aktienbörsen kompensieren.

Deshalb gilt: Ob jung oder jünger, älter oder alt: Eine Diversifikation der eigenen Vermögenswerte ist grundsätzlich sinnvoll. Umso mehr jedoch, je weniger Verluste über Jahre und Jahrzehnte ausgeglichen werden können, was bei der älteren Generation der Fall ist.

Eine Herangehensweise für die Generation 50+ und Ruheständler bei ihrer Portfoliostrategie ist die Aufteilung auf sogenannte Core-Investments und Satelliten-Investments. Die Core-Investments („Kern-Anlagen“) beanspruchen den größten Anteil am Gesamtportfolio. Darum gruppieren sich, gleichsam wie Satelliten um einen Planeten, andere Anlageformen, um das gesamte Portfolio mit einem akzeptablen Kurs-Risiko-Verhältnis zu versehen.

Die Unterschiede zwischen dem Portfolio vor und im Ruhestand: Oft ist das Core-Investment im Rentenalter ein anderes als 10, 15 oder 20 Jahre zuvor. Und: Jene Kern-Anlage sollte während des Rentenalters einen höheren Anteil am Gesamtportfolio haben als zuvor.

Erfahrungsgemäß sind die üblichen Core-Investments der Baby-Boomer:

  • selbstgenutztes Wohneigentum
  • ggf. zusätzlich (eine) Mietimmobilie(n)
  • Festzinspapiere wie deutsche Staatsanleihen
  • Einlageprodukte wie Tagesgeld und Festgeld

Zu den „Satelliten“ zählen häufig:

  • Aktien und Aktienfonds
  • Rentenfonds
  • Alternative Investments wie Anteile an geschlossenen Fonds

Bewertung der üblichen Kern- und Satelliten-Investments vor dem Ruhestand.

Wer zwei Drittel seines Erwerbslebens vergleichsweise gut verdient hat, dürfte durchaus ansehnliche Vermögenswerte geschaffen haben. Zehn bis 15 Jahre vor Beginn des Ruhestands ist eine gute Zeit, die Verteilung der gesamten Habe auf unterschiedliche Anlagearten hin zu überprüfen.

Das Kern-Investment der „Best Ager“ sind – statistisch nachgewiesen – Immobilien. An oberster Stelle steht selbstgenutztes Wohneigentum entweder als Eigenheim am eher grünen Stadtrand oder als Wohnung in passabler City-Lage. Bisweilen wird Wohneigentum, oft aus steuerlichen Gründen, angereichert durch ein Mietobjekt. Abhängig vom Haushaltseinkommen kann dies eine Wohnung sein, aber auch ein Mehrfamilienhaus mit vier oder noch mehr Einheiten.

Bewertung: Bis zum Beginn des Ruhestands sollte die Immobilie, falls sie dies nicht jetzt schon ist, entschuldet sein. Die dann entfallenden Zahlungsverpflichtungen können die Rente spürbar bereichern. Die Frage, ob das Mietobjekt bzw. die Mietobjekte bis zum Rentenbeginn ebenfalls entschuldet werden sollten, lässt sich so nicht beantworten. Entscheidend ist letztlich die steuerliche Situation im Rentenalter. Bekanntlich können Schuldzinsen, Abschreibungen und andere Aufwände steuersparend mit den Mieteinkünften verrechnet werden.

Wer mit Mitte 50 nicht über Wohneigentum verfügt und zur Miete lebt, wird gute Gründe dafür haben. Etwa, weil der eigenen Karriere zuliebe häufiger ein Ortswechsel nötig war und deshalb der Erwerb selbstgenutzten Wohneigentums nicht sinnvoll schien. Kerninvestments sind in diesem Fall häufig vermietete Immobilien sowie Festzinspapiere wie Bundesanleihen. Wer den Pflegeaufwand und den häufigen Stress mit Mietern bei Investmentobjekten scheut, kann einen Teil des gesamten Vermögens auf Einlageprodukte wie Fest- und Tagesgeld verteilen. Flexibilität, Verfügbarkeit und marktgerechte Verzinsung sind ausschlaggebende Argumente für diese Entscheidung.

Je nach Risiko-Affinität kommen auch Aktien und Aktienfonds infrage. Bei diesen Anlageformen besteht die Chance, so jedenfalls die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte, auf gute bis sehr gute Gewinne. Allerdings können Schwankungen an den Aktienmärkten kurzfristige Renditeträume platzen lassen, sodass hier eine langfristige Anlage sinnvoll ist. Zu berücksichtigen sind auch die Kosten, die die Renditen von Aktienfonds schmälern können.

Deshalb gilt: Wer mit Anfang oder Mitte 50 einen doch beträchtlichen Teil seines Vermögens in Aktien investiert hat, sollte seine Engagements regelmäßig und in kurzen zeitlichen Abständen überprüfen und gegebenenfalls Investments in weniger risikoreiche Anlageformen umschichten.

Verteilung der Kern- und Satelliten-Investments im Ruhestand.

Diese Frage kann man nicht oft genug wiederholen: Wie schaut eine gut durchdachte Vermögens- bzw. Portfoliostruktur im Ruhestand aus? Die Antwort, die sich nicht zuletzt auch an der Lebensplanung für die nächsten Jahre und Jahrzehnte orientiert, dürfte lauten: Die Portfoliostruktur sollte vergleichsweise sicher, flexibel, gern innerhalb kürzester Zeit zumindest teilweise verfügbar, angemessen verzinst, mit einem (guten) Schuss Renditechance versehen sowie möglichst kostengünstig sein. Vor diesem Hintergrund ein Kurzcheck möglicher Kern- und Satelliten-Investments während des Ruhestands:

Eigenheim: Eventuell ist das Eigenheim allmählich in die Jahre gekommen. Nicht aufschiebbare Modernisierungen, Reparaturen oder gar Sanierungen kosten viel Geld. Oft alles in allem mehr, als die eingesparte Miete hergibt. Im Begriff „Immobilie“ steckt ein weiterer Nachteil: Das Eigenheim lässt sich nicht von hier auf jetzt versilbern. Das dauert meist mehrere Monate, vielleicht sogar ein ganzes Jahr.

Bewertung: Die eigenen vier Wände sind im Alter ein unflexibles Klumpenrisiko und deshalb nicht unbedingt als Kern-Investment geeignet. Es sei denn, gravierende emotionale Gründe sprechen gegen den Verkauf. 

Festzinspapiere: Nach dem Sprichwort „Bleib im Land und nähre dich redlich“ bevorzugen viele Ruheständler Bundesanleihen. Die sind nach menschlichem Ermessen sicher, weil unser Land die bestmögliche Kreditwürdigkeit hat und werfen regelmäßige Erträge ab.

Bewertung: Anleihen können als Kern-Investment sinnvoll sein, falls der Ruheständler die Papiere bis zur Fälligkeit hält. Bei einem Verkauf vor Fälligkeit besteht die Gefahr von Wertverlusten, sofern die Kapitalmarktzinsen zwischenzeitlich gestiegen und die Börsenkurse der Anleihen gefallen sind. Zudem verursachen Anleihen Kosten beim An- und Verkauf sowie für die Depotführung. Diese schmälern den Ertrag.

Einlageprodukte wie Festgeld, Sparbrief, Sparkonto: Diese Anlageformen punkten durch marktgerechte Verzinsung und regelmäßige Zuflüsse, durch hohe Sicherheit dank der EU-Einlagensicherung sowie Sicherheitsvorkehrungen von Banken- und Sparkassenverbänden. Kostengünstig sind sie obendrein. Allerdings sind die Renditen je nach Zinsmarkt nicht sehr hoch.

Bewertung: Ein gutes Kern-Investment im Ruhestand.

Satelliten-Investments: Die Kern-Investments lassen sich ergänzen durch Aktien, Aktienfonds und ETFs, weil diese auf Dauer die Rentabilität des gesamten Vermögens liften können. Dem weiteren Vorteil der sogenannten Fungibilität, also der schnellen Verfügbarkeit, stehen Nachteile wie Verlustrisiken aufgrund großer Kursschwankungen an den Aktienmärkten gegenüber.

Portfoliostruktur: Verteilung des Vermögens auf Kern- und Satelliten-Investments.

Kommen wir nunmehr zurück zum Pudels Kern. Besser: zu dessen Verwandter, der Gretchenfrage. Die lautet hier jedoch nicht „Wie hältst du's mit der Religion?“, sondern „Wie hältst du's mit der Geldanlage im Ruhestand?“  Weniger philosophisch ausgedrückt: Es geht um eine Art Quotenregelung, die die Anteile von Kern- und Satelliten-Investments so festlegt, dass die genannten Ziele erreicht werden.

Leider kann es keine allgemeine Empfehlung geben, wie die sogenannte „Asset Allocation“ ausschauen soll. Zu unterschiedlich sind Risikotoleranz, Lebensstandard und Lebensplanung sowie der Finanzbedarf des Einzelnen. Eine sichere Geldanlage-Form sind, wie aufgezeigt, Einlageprodukte als Core-Investment. Wie hoch Sie die Quote des dort angelegten Geldes ansetzen, kommt auf Ihre Risikobereitschaft an. Klar, dass die höhere Quotierung die mit Abstand geringsten Verlustrisiken birgt. Ein geringerer Anteil hingegen steht für weniger Sicherheit, gepaart mit der Chance auf eine höhere Gesamtrendite, sofern die „Satelliten“ vorzugsweise aus Aktien, Aktienfonds und ETFs bestehen. 

Fazit: Die richtige Balance finden.

Die optimale Portfoliostruktur im Ruhestand ist so individuell wie Ihre finanzielle Situation und Ihre Zukunftspläne. Eine ausgewogene Mischung aus Kern- und Satelliten-Investments sorgt für Stabilität, Flexibilität und Ertragschancen – mit einer sicheren Basis und renditestarken Ergänzungen. Grundsätzlich gilt: Je näher der Ruhestand rückt, desto wichtiger ist es, das Risiko zu minimieren und die Liquidität zu erhöhen. Lassen Sie sich beraten, überprüfen Sie regelmäßig Ihre Anlagestrategie und passen Sie sie flexibel an – so bleibt Ihr Vermögen auch in der zweiten Lebenshälfte ein verlässlicher Partner.


Über den Autor.

Heinz-Josef Simons, Jahrgang 1956, arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).
Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet er frei. Geschrieben hat er unter anderem für Financial Times Deutschland, Börse Online, das frühere Verbrauchermagazin DM, GeldIdee, Impulse, Capital, Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel, Immobilien Manager und zahlreiche andere.


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